Inspiriert durch eine alte Postkarte des Chateaus Gravensteen in Gent, dessen ungewöhnliche Architektur ein Vorgeschmack auf die Ästhetik totalitärer Gestaltungsweisen im 20. Jahrhundert zu sein scheint, beginnt DaRio Knölges seine Erkundung.
Mit der Wasserburg Gravensteen manifestiert Phillipp I. die Prävalenz der Grafen von Flandern, deren Aufstieg unter Balduin I. begann, und schon bald wachsende Bedeutung für die Entwicklungen der europäischen Politik erlangte.
Um 1400 bezogen die Grafen von Flandern ihre Residenz im 300 Meter entfernten Prinzenhof, dem Geburtsort Karl V.. Auf jene Geburt bezieht sich die Ballade "Das Wiegenfest zu Gent" von Johann Carl Gottfried Loewe unter Verwendung der Dichtung von Anastasius Grün.
Karl V. wurde 1520 im Kaiserdom zu Aachen zum römisch-deutschen König und 1530 in Bologna durch Papst Clemens VII. zum Kaiser gekrönt. 1532 erließ er mit der Constitutio Criminalis Carolina das 1530 auf dem Augsburger Reichstag beschlossene erste allgemeine Strafgesetzbuch des Heiligen Römischen Reichs.
In Gent wiederum ließ der Kaiser 1539 die Anführer eines Aufstands auf den Mauern des Gravensteens Köpfen und initiierte den Bau eines Kastells mit einer Garnison von 2500 Mann im Südwesten des Stadtzentrums,dem heutigen Citadelpark mit dem SMAK - Stedelijk Museum voor Actuele Kunst.
Was folgte war der Befreiungskampf der Niederlande unter Wilhelm von Oranien, während dem die politische Bedeutung und der wirtschaftlicher Einfluss der Stadt Gent stetig abnehmen sollte. So auch der Stellenwert des Chateaus Gravensteen, das bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts als Gerichtssitz und Kerker umfunktioniert worden war. 1780 wurde in der Burg, nach erneutem wirtschaftlichen Aufschwung,eine Textilfabrik eingerichtet. Etwa Hundert Jahre später stand das Chateau zum Abriss, wurde aber von der Stadt Gent zurückgekauft und ab dem beginnenden 20. Jahrhundert vollständig restauriert und instand gesetzt.
Hier ein Buch über Gent
Der Gravenstein in Gent